
Wer kennt das nicht? Ein Problem taucht auf, und wir versuchen, es so schnell und fehlerfrei wie möglich zu lösen. Doch wenn es nicht klappt, legen wir es oft zur Seite oder überlassen es jemand anderem. Schließlich gibt es angenehmere Dinge, als sich stundenlang mit einem schwierigen Thema zu beschäftigen – oder etwa nicht?
Beginnt man mit Programmieren, ist es wie mit dem Klavierspielen. Man will sofort das Stück spielen was man am liebsten hat, gerne so schnell wie möglich.
Nun kann man Klavierspielen, bei dem man wirklich Jahre braucht, bis man die linke Hand davon überzeugen kann gegensätzlich zur Rechten zu spielen, nur bedingt mit Programmieren vergleichen. Aber dennoch möchte man am liebsten die To-Do-App überspringen und sofort etwas bedeutendes Bauen, was das Leben aller verändert.
In diesem Artikel zeige ich dir fünf Parallelen zwischen Persönlichkeitsentwicklung und Programmieren, die dir auf beiden Wegen helfen können.
- Was Programmierfehler über das Scheitern lehren
- Wie man komplexe Probleme in kleine Schritte zerlegt
- Multitasking: Wer alles macht, macht selten etwas richtig.
- Perfektion, der Killer jedes Projekts
- Das richtige Mindset
Was Programmierfehler über das Scheitern lehren
„Fehler sind unvermeidlich!“ Ein Satz, den ich leider viel zu selten gehört habe. In der Schule wird uns beigebracht, Fehler zu vermeiden – meist in Form schlechter Noten. Dabei sind es gerade die Fehler, die uns voranbringen und wachsen lassen.
Wer es nicht gewohnt ist aktiv zu scheitern, wird es beim Programmieren erst einmal sehr schwer haben. Sehr oft fliegt einem einfach das ganze Programm um die Ohren, weil man irgendwo eine Klammer vergessen hat. Die Fehler werden sich mit zunehmendem Code häufen. Die Erfolgserlebnisse beim beheben dieser allerdings auch. Die Fehler die du zu Beginn gemacht hast, wird du im weiteren Verlauf nicht mehr tun.
Eines meiner ersten Gehversuche in der Programmierung war ein kleiner Lizenzserver, welcher anhand von API Keys und einer einfachen Verschlüsselung überprüft, ob jemand einen validen Lizenzschlüssel für ein anderes Programm besitzt. Dieses Programm diente dazu einem CLI Cryptotradingbot bei bestimmten Signalen die Configs zu ändern. Das war noch weit vor den heutigen Tradingbots.
Es war mein erstes Programm, das mir Geld – damals in Form von Bitcoin – einbrachte. Der Druck, es richtig zu machen, war enorm und die Fehlerquote war hoch. Wie konnte ich es trotzdem lösen? Mit der richtigen Herangehensweise, wie der nächste Punkt zeigt.
Wie man komplexe Probleme in kleine Schritte zerlegt
Programmieren beginnt selten mit dem großen Ziel – stattdessen arbeitet man sich Schritt für Schritt vor.
Damals hatte ich kaum Erfahrung mit objektorientiertem Programmieren in C#. Also machte ich Babysteps:
- Welches Datenformat brauche ich – Datei oder Datenbank?
- Eine einfache GUI entwerfen.
- Sockets und Verschlüsselung hinzufügen.
Am Ende entstand ein funktionierendes Produkt – weit entfernt von Perfektion, aber dazu später mehr.
„Babysteps“– kleine, überschaubare Schritte – sind ein mächtiges Werkzeug, das weit über die Programmierung hinausgeht. Es hilft, große Ziele in machbare Etappen aufzuteilen und sich auf Fortschritt statt Perfektion zu konzentrieren.
Ein Beispiel: Ich lese jeden Tag mindestens zehn Seiten eines Buches, das mich weiterbringt. Ein durchschnittliches Buch hat 300 Seiten. So schaffe ich im Monat eines, im Jahr zwölf.
Wenn du glaubst, keine Zeit für tägliches Lesen zu haben, versuch es mit einem Buch über Speedreading – dann sind die zehn Seiten noch vor dem ersten Kaffee geschafft. Dieses Tempo hilft dir übrigens auch im Job als Admin, wenn du schneller durch Forenbeiträge scrollst. Achte aber darauf, dass das schnelle Lesen nicht in Arbeit ausartet, das nimmt dir sonst den Spaß am Lesen.
Dasselbe gilt fürs Programmieren. Ich habe Kinder, und meine verfügbare Zeit pro Tag ist begrenzt – oft nur zwei Stunden für persönliche Projekte. Manchmal ist es weniger, manchmal mehr. Doch kleine, konsequente Schritte summieren sich.
Einer der häufigsten Sätze in den letzten Jahren: „Wo nimmst du nur die Zeit her?“
Wenn man ein Ziel hat, muss man sich die Zeit nehmen!
Multitasking: Wer alles macht, macht selten etwas richtig.
Während der Programmierung gerate ich oft in einen Flow und plötzlich sind zwei Stunden vorbei. Der Schlüssel dazu? Fokus.
„Energy flows, where attention goes“
Tony Robbins
Wenn ich mich voll auf eine Aufgabe konzentriere, schaffe ich in einer Stunde mehr, als wenn ich drei Dinge gleichzeitig angehe. Um eine Sache allerdings gut und ordentlich zu erledigen braucht es Fokus.
Perfektion, der Killer jedes Projekts
Jeder hat einen gewissen Anspruch an das was er tut. Perfektionismus ist der absolute Killer für jedes Projekt – egal, ob es sich um eine App, ein Musikstück oder eine berufliche Entscheidung handelt.
Im weiteren Verlauf habe ich immer wieder Programme entwickelt, die dann auch zu Einsatz kamen und weit entfernt von Perfekt waren. Aber sie taten immer was sie sollten und wurden im Nachgang verbessert.
Ein Programm, das funktioniert, ist immer besser als eines, das in der Schublade liegt, weil es noch nicht „perfekt“ ist. Jede Veröffentlichung bringt dir Feedback, Erkenntnisse und den nächsten Schritt zur Verbesserung.
Wenn das Programm tut was es soll. Raus damit!
Bevor ich mich selbstständig mache brauche ich noch…
Bevor ich mein Musikstück veröffentliche muss noch…
Bevor ich nach einer Gehaltserhöhung frage muss ich noch…
Bevor ich mich auf den einen Job bewerbe brauche ich noch..
Bevor ich etwas ändere muss ich noch…
Die Ausreden dazu darfst du gerne für dich selbst ergänzen.
Das richtige Mindset
Du hast es vielleicht schon erwartet, dieses eine Wort: Mindset.
Ein Wort, das in der Persönlichkeitsentwicklung beinahe schon inflationär verwendet wird – manchmal so oft, dass es nervt. Aber die Wahrheit bleibt: Willst du etwas verändern, musst du zuerst deine Denkweise verändern.
Was das nun mit Programmierung zu tun hat?
An dieser Stelle kannst du dich selbst fragen, warum du Programmieren möchtest. Ist es, weil du eine geile Idee für eine App hast? Ist es weil du dir deine Arbeit erleichtern willst?
Es spielt keine Rolle, ob du Programmieren lernen, fitter werden oder ein neues Hobby starten möchtest. Alles beginnt mit der Entscheidung, den ersten Schritt zu machen – die beste Zeit etwas zu beginnen ist jetzt.
Programmieren ist nicht nur eine technische Fähigkeit – es ist eine Reise, die dich lehrt, Probleme zu lösen, an Herausforderungen zu wachsen und dich kontinuierlich zu verbessern.